Karibu!
Oktober 2018, ein ganzes Jahr ist vergangen, und wir sind wieder unterwegs in Afrika.
Im Oktober 2017 waren wir in Kenia und Äthiopien unterwegs, um Material für den Youth Sports Facilitator und Peace Leader Kurs zu sammeln. Die beiden E-Learning-Kurse, die wir für Jesuit Worldwide Learning über das Jahr hinweg entwickelt haben, stehen jetzt jungen Menschen in den Flüchtlingslagern zur Verfügung.
Bei unserem letzten Aufenthalt hier in Afrika wurde uns außerdem klar, dass bei der Entwicklung von E-Learning-Kursen für ein Flüchtlingslager ganz besondere Herausforderungen auf uns zukommen:
Zum Beispiel haben die Studenten in vielen Lagern wenig Internet, wir mussten also eine Lösung finden, die Lerninhalte offline fähig bereitzustellen. Im Laufe des Jahres hat sich eine E-Learning-Lösung mit einem speziell angepasstem Learning Management System und einer Offline Windows und Android App entwickelt. Die Studenten können angefangen beim Online-Bewerbungsprozess bis zur Zertifizierung des Kurses in unserem System arbeiten.
Nachdem am 12.Oktober 2018 jetzt auch unser zweiter Kurs gestartet ist, war es für uns an der Zeit, ein zweites Mal nach Afrika zu reisen.
Aber diesmal wollen wir vor allem die Studenten treffen, die mit unserem Lernsystem arbeiten. Wir werden alle lernen: Die Menschen vor Ort schulen wir im Umgang mit dem System, und wir dürfen die Erfahrung als Feedback mit nehmen.
Nach einer wilden Packaktion und mindestens 30kg Übergepäck fallen wir mit einem flauen Magen ins Bett. Aber nicht zu lange, um 4 Uhr klingelt schon wieder der Wecker und dann ab zum Flughafen. Dann geht’s zack zack, Verabschiedung, ein paar Tränen fließen (S.h. Blogbeitrag Kenia 1 2017) und bis wir schauen und langsam wach werden, sind wir schon wieder in Frankfurt gelandet. Hier ist Zeit für die letzte Breze bevor wir im Flieger nach Nairobi sitzen.
Nairobi 22 Uhr: Ankunft in einem Schilderwald aus Taxifahrern, eine leichte Brise von Alkohol schlägt uns mit der warmen Nachtluft entgegen. Nachdem man auch an der E-Visa-Schlange mehr als eine Stunde ansteht, warten die Taxifahrer ja wohl auch schon ein zwei Bier länger. Zum Glück erschien der Fahrer, der auf uns wartete, vertrauenswürdig. Durch das Gewusel am Flughafen Vorplatz schleppten wir unsere Rucksäcke und waren froh, endlich am Auto angekommen zu sein.
Mit knarzender und wackeliger Vorderachse düste unser Fahrer durch Nairobi, schnell begriffen wir die Verkehrsregeln. Wer lauter hupt und dreister drängelt, gewinnt.
Erschöpft ließen wir den Abend bei einem ersten kühlen Tusker Bier ausklingen. Doch viel Zeit blieb uns nicht zur Erholung, um 5 Uhr morgens klingelt unser Wecker.
Die Rucksäcke werden gepackt, die Dame an der Rezeption wird schon nervös, weil wir zu spät dran waren und der Fahrer wieder auf uns warten musste.
SECURITY wird hier großgeschrieben, die kostbaren angebrochenen Wasserfalschen von Lisa und Anna reisen hier ohne Beanstandung mit. Unsere in Frankfurt und München geschulte Sprengstoffexpertin Raphaela musste natürlich trotzdem mal wieder ihren gesamten Rucksackinhalt ausräumen und erklären. An dem chaotischen Kleinflughafen warteten wir auf die kleine United Nations World Food Programm Propellermaschine. Auf unseren Plätzen angekommen, fragte uns die freundliche Stewardess, ob wir im Falle des Falles die Nottür einmal drehen und zum Fenster rauswerfen würden. Mit großen Augen stimmten wir ihr nickend zu. Das Sitzkissen mussten wir zum Glück nicht als Boje benutzen und landeten unerwartet sanft und sicher auf der staubigen Schotterpiste. Tür auf – Backofen an.
Hier hat es gefühlt über 40 Grad, die Sonne scheint das ganze Jahr, der Wind wirbelt den trockenen Sand durch die Luft, schnell wird jede Bewegung zu einer Anstrengung.Wir werden am Flughafen von den freundlichen JRS (Jesuit Refugee Services) Fahrern mit ihren großen weißen Geländejeeps empfangen und zu unseren Unterkünften gebracht. Große Wiedersehensfreude für Raphaela: die Fahrer, Lehrer, Koordinatoren und Sozial Arbeiter – alles bekannte Gesichter. Auch Lisa und Anna lernen alle kennen, die hier im Jesuiten Hauptquartier leben.
Um kurz zu erklären, was man sich unter Kakuma vorstellen kann:
Hier leben um die 200.000 Menschen, Geflüchtete aus Südsudan, Kongo, Uganda, Ruanda, Äthiopien…. Inzwischen gemeinsam mit dem einheimischen Volk der Turkanen, die um das Lager herum leben. Das ganze kann man sich ungefähr so vorstellen: die Turkanen, selbst ein armes Volk, stellen ihr Land für das Lager zur Verfügung, dafür profitieren sie von der Infrastruktur (Schulen, medizinischer Versorgung, Wasser …) Von oben ist gut zu erkennen, wie das Lager aufgebaut ist. Wo viel Grün zu sehen ist, besteht das Lager schon seit 20 Jahren. Hier gibt es mittlerweile einige Bäume, die Schatten spenden. An allen Rändern wird das Lager ständig erweitert. Hier sieht es eher karg aus.
Kommen wir zurück zu unserer „Mission“, gleich am Nachmittag treffen wir im Learning Center die ersten Studenten, und siehe da, sie haben Tabletts in der Hand mit unserem Sport Kurs. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie sehr wir uns gefreut haben, vor allem Lisa, sie hat ihr Design sofort entdeckt. Endlich nach einem Jahr ist von unserer Arbeit hier was angekommen!
Aber wir wollen keine Zeit verlieren und fangen sofort an mit der Schulung. Es entwickeln sich interessante Gespräche, uns wird in diesem Moment immer mehr bewusst, wie wichtig offline-fähiger Lerninhalt hier vor Ort ist. Viele von ihnen arbeiten oder besuchen die Schulen in Schichten. Mit unseren Apps können sie nun auch außerhalb der Learning Center unabhängig von Zeit und Raum lernen. Beeindruckt und überwältigt von der Gier nach Wissen, kehren wir zu unserem Quartier zurück. Vollkommen geplättet von der Reise und den Erlebnissen muss es natürlich jetzt ein Tusker Bier geben. Ja das gibt es hier auch herrlich ein kaltes Bier und schon sitzen wir draußen in der immer noch heißen und staubigen Nachtluft und schreiben Euch den Blog um Eindrücke wieder zu geben, ist es zu früh, da müssten wir erstmal geistig ankommen… wir fallen einfach nur noch hundemüde ins Bett. Und nein, es ist nicht kühler, aber uns egal, der Ventilator tut so, als ob er kühlt, mehr aber auch nicht.
Der Wecker klingelt wie gewohnt, die Dusche lassen wir aus, Wasser gibt’s heute nicht. Wir machen uns fertig, der Fahrer wartet, heißt wir sind schon wieder zu spät. Über die holprige Schotterpiste durch Kakuma, fünf Minuten später treffen wir schon wieder unsere motivierten Studenten. Auf dem Tagesplan stehen Schulungen, Studentenkoordination und zahlreiche Interviews. Wir machen es ähnlich wie ET, wir telefonieren nach Hause. Beamen funktioniert noch nicht, aber Skype machts möglich, schon bald sitzt Berni einer unserer Entwickler quasi mitten unter uns. Marcel, Andi, Tammo und Berni sind die Helden der Stunde, die Bodencrew in Uffing leitet uns gekonnt (hüstl, hüstl) von der Installation eines Offline Servers in der Ecke, bis zu … ach was wissen wir schon, aber am Ende – Es läuft Fettes DANKE