Äthiopien I

Für den zweiten Teil der Afrika Dokumentation sind wir, Peter und Anna in Äthiopien unterwegs. In diesem Blog werden auch wir euch regelmäßig von unseren Eindrücken berichten.


Unserer Reise begann nicht etwa mit den Flügen nach Äthiopien, sondern mit einem unerwarteten Kurzausflug nach Berlin. Überraschend wurde uns mitgeteilt, dass wir unser Visum persönlich bei der Äthiopischen Botschaft in Berlin abholen müssten. Ziemlich viel Aufwand für einen kleinen Aufkleber im Reisepass, dachten wir uns zunächst und versuchten durch zahlreiche Telefonate die Fahrt nach Berlin zu umgehen. Doch es half alles nichts die Fahrt nach Berlin war unumgänglich, so machten wir uns bereits am Sonntag auf den Weg zur äthiopischen Botschaft. Nachdem wir den zwei Tagestrip erledigt hatten, war der Weg frei für unsere Reise.
Am Mittwochnachmittag setzten wir uns in den Zug nach München, um über Wien nach Addis Abeba zu fliegen. Im Gegensatz zu unserem Kenia Team lief bei unserem Flug alles glatt. Früh am Morgen erreichten wir unser Ziel und warteten im alten heruntergekommenen Flughafen von Addis, der Hauptstadt Äthiopiens auf Karen. Wie ihr aus den Blogberichten des Kenia Teams bereits erfahren habt, koordiniert Karen die Aufnahme der Interviews und damit den ganzen Ablauf unserer Afrika-Aufenthalte. Nach eineinhalb Stunden des Wartens, fehlte von Karen, die eigentlich kurz nach uns landen sollte, noch immer jede Spur. Der marode Flughafen, dessen Dach von zahlreiche provisorischen Stützen getragen wird, ist nicht gerade groß. Deshalb war auch einer freundlichen Äthiopierin aufgefallen, dass wir trotz der zahlreichen freundlichen Taxifahrer, wohl immer noch auf jemanden warteten. Schnell fand sie heraus, dass vor dem Flughafen bereits seit unserer Ankunft ein Fahrer auf Mr Peter and Ms Anna wartete. Dieser Fahrer war besser informiert als wir, denn er wusste, dass Karen Probleme bei der Einreise hatte. Wie das Kenia Team schon berichtet hat, versuchte Karen von Kenia aus ein Touristen Visum zur Einreise zu erhalten. Denn die Visums Unterlagen für Äthiopien wurden der Amerikanerin während ihres Aufenthalts in Kenia nach Washington zur persönlichen Abholung geschickt. Doch da sie nun einen Business Visum und einen Touristen Visums Antrag gestellt hatte, waren die Behörden sehr vorsichtig und verweigerten ihr die Einreise nach Äthiopien. Nachdem ihre Chancen ins Land zu kommen sehr schlecht standen, haben wir nach zahlreichen Telefongesprächen und Mails zusammen mit den Verantwortlichen von JWL vor Ort in Addis und in München den Plan für die Reise geändert. Karen ist zurück nach München geflogen, um uns von dort zu unterstützen. Leider ist damit auch ein Teil der Ausrüstung, die das Kenia Team an uns übergeben wollte zurück in Deutschland.


Unsere Mitbewohner im Jesuit Refugee Service (JRS) Gästehaus, indem wir untergebracht sind, machten uns bezüglich dieser Vorfälle darauf aufmerksam, dass es Flüchtlingen an beinahe jeder Landesgrenze so erging wie Karen.

Wir waren also in Afrika angekommen, und Äthiopien empfing uns mit hohen Anforderungen an unserer Spontanität. Nachdem uns Karen nicht begleiten kann, begannen wir erst einmal alles zu organisieren. Durch Telefonate mit Karen versuchten wir einen neuen Plan für unseren Aufenthalt hier in Äthiopien.


Wir bezogen unsere Zimmer im JRS Gästehaus und trafen dort beim Mittagessen die Jesuiten, die dort mit uns wohnten. Nachdem wir uns gestärkt hatten wurden wir dann auch schon von unserem Fahrer abgeholt. Wie wir auch auf dem Weg vom Flughafen zu unserer Unterkunft schon bemerkt haben, hält sich in Addis niemand an Verkehrsregeln, Autos, Kleinbusse, Pickups und kleine LKWs bahnen sich ihren Weg durch Straßenverkäufer und graue Abgaswolken. Auch auf den Hauptverkehrsachsen der Landeshauptstadt gibt es immer wieder große Schlaglöcher, denen unser erfahrener Fahrer gekonnt auswich. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir das JRS Zentrum. An diesem Ort bieten die Jesuiten jungen Flüchtlingen und Familien in Addis einen sicheren Treffpunkt, um gemeinsam zu lernen, zu musizieren oder Sport zu treiben.

Neben den täglichen Computerkursen, Sprachkursen und Ballsporttrainings gibt es auch eine Kinderbetreuung. Die Menschen begegneten uns dort sehr offen, schnell wurden wir aufgefordert mit ihnen zu Kickern, Volleyball zu spielen oder sie in ihrem winzigen Proberaum beim Musizieren zu filmen. Die landestypischen Klänge waren auch auf dem Hof gut zuhören, wo verschiedene Mannschaften unter Anleitung ihrer Trainer Volleyball und Basketball trainierten.

Die von Freude und von Dankbarkeit geprägte Atmosphäre beeindruckte uns. Im Verlauf des Nachmittags kamen immer mehr Kinder und Jugendliche auf das Gelände. Wobei uns besonders die kleinen Kinder mit neugierigen Blicken umringten.


Zurück in unserer Unterkunft, machte sich Peter gleich an die Arbeit und begann die ersten Fotos zu sichern und zu speichern. Mit einer Klingel wurden wir dann pünktlich um 19 Uhr zum Abendessen gerufen. Das Essen begann mit einem Tischgebet, danach wurden wir darauf hingewiesen, dass Gäste in Äthiopien sich immer zuerst das Essen nehmen dürfen. Brav füllten wir unsere Schüsseln mit der Suppe die uns serviert wurde, dazu gab es kleine Knochenstücke mit Fleisch. Aus Höflichkeit gegenüber den drei Jesuiten Priestern und den beiden Studenten die hier mit uns wohnten, und diese Suppe als besondere Delikatesse anpriesen, aßen wir beide unsere Suppe auf. Auch wenn sich herausstellte, dass es sich um eine undefinierbare Brühe mit Innereien handelte. Peter versuchte die Suppe mit der extrem scharfen Chili Soße aus Ruanda, zu verbessern. Auch wenn er sonst sehr gerne scharf ist waren 6 Tropfen von dieser Chilisoße vielleicht ein bisschen viel, aber gerade recht um die Gedanken dran zu vertreiben, was wir da gerade aßen. Als Hauptspeise gab es gut gewürzte Hähnchenteile und Gemüse. Als Nachspeise wurde uns Ananassalat mir Avocado angekündigt, eine interessante Kombination, nach der Suppe erschien uns dieser Obstsalat allerdings durchaus schmackhaft. Interessante Tischgespräche, bei denen wir einiges über Addis Abeba, die Menschen und das Leben in Äthiopien erfuhren, zogen das Abendessen in die Länge.


Am nächste Morgen wurden wir wieder pünktlich von unserem Fahrer abgeholt und zum JRS Zentrum gebracht. Während Peter fotografierte und versuchte möglichst viele Eindrücke aus dem JRS Zentrum einzufangen, war Anna mit der Organisation der Inlandsflüge und weitern Absprachen mit Karen beschäftigt. Der Bürokratische Aufwand, der betrieben werden muss um in die beiden Flüchtlingslager die wir besuchen möchten hineinzukommen überraschte uns beide.

Nachdem wir dann alle nötigen Einladungsschreiben und Bescheinigungen ergattert hatten, fuhren wir am Nachmittag zum JRS Child-Protection-Center. Dieses Zentrum wurde erst vor wenigen Tagen eröffnet und wird immer noch renoviert, weshalb wir leider kaum Kinder und Jugendliche dort trafen.

Die sehr engagierten Mitarbeiter des JRS, führten uns durch die Einrichtung und erklärten uns ihre Arbeit. Mit verschiedenen Gruppen und Betreuungsansätzen, kümmern sie sich dort um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Addis Abeba ist ein bedeutendes Zentrum für die Menschen die aus den verschieden Nachbarländern wie Eritrea, Somalia, Sudan oder dem Südsudan flüchten. Auf ihrem Weg organisieren sie sich hier neu und knüpfen Kontakte. Einige Kinder erreichen diese Stadt bereits alleine, andere werden von ihren Eltern hier zurückgelassen, diese Kinder werden von den Jesuiten im neuen Child-Protection-Center unterstützt. Sozialarbeiter betreuen die Minderjährigen und helfen ihnen durch Einzel-und Gruppengespräche zur Trauma Bewältigung.

Anna

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